Stadtgeschichte |
Die
Anfänge |
Ein Angelhaken aus der Bronzezeit (1300 bis 1100
v. Chr.) von fast 15 cm Länge, der im Kies der Naab gefunden wurde,
und eine Streitaxt, gefunden bei Fronberg, belegen eine viele
Jahrhunderte andauernde Siedlungstätigkeit im Schwandorfer
Raum.
Der Fluß teilt sich hier in drei Arme und verliert
dabei an Tiefe. Die Furt über die Naab scheint bereits in
vorgeschichtlicher Zeit ihren Zweck als möglicher Übergang erfüllt
zu haben und führte schließlich vor rund 1000 Jahren zu einer ersten
festen Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Großen Kreisstadt
Schwandorf. |
|
Zum Seitenanfang |
|
Der Name Schwandorf |
In einer Urkunde des Klosters St. Emmeram in
Regensburg erscheint "Suainicondorf" am Fluß "Naba" zum ersten Mal.
Lange Zeit blieb der Name Schwandorfs ein Rätsel. Erst in jüngster
Zeit hat Josef Salzl eine plausible Erklärung gefunden: Er bringt
den Ortsnamen mit einer alten Slawensiedlung in Verbindung und
deutet den Namen Schwandorf als "Burschendorf", im Gegensatz zu
Mossendorf weiter Naababwärts, daß als slawisches Pendant
"Männerdorf" heißt. Die heute eingemeindeten Ortschaften Krondorf
und Kronstetten haben das slawische "Chranit" = "schützen" in ihrem
Namen. Die Aufgabe der beiden Orte dürfte in früherer Zeit keine
andere gewesen sein, als den Übergang über die Naab zu
sichern.
Die slawische Landnahme hatte im Jahre 610 begonnen
und der Naab entlang zog sich schließlich eine Reihe von Siedlungen
dieser Volksgruppe. Ortsnamen wie Pfreimd, Trausnitz, Teublitz,
Girnitz und im Schwandorfer Raum die Ortschaft Prissath weisen auf
slawische Gründungen hin. Neueste archäologische Funde belegen eine
weit intensivere slawische Besiedlung des Naabtales, als bisher
angenommen wurde. Tatsache ist allerdings, daß die slawischen
Volksgruppen schließlich bis zum Jahre 1000 von den aus dem Süden
her vom Regensburger Raum über das Naabtal nordwärts vordringenden
Bajuwaren aufgesogen wurden und ihre Kultur bis auf wenige
sprachliche Überbleibsel übernommen
wurde. |
Zum Seitenanfang
Schwandorfer Wappen |
Ebenso wie der Name Schwandorfs blieb lange Zeit
auch das Wappen der Stadt ein Rätsel und gab zu sagenhaften
Deutungen Anlaß: Der Pfalzgraf Ruprecht soll bei einer Hirschjagd im
Morast der Naab steckengeblieben sein und seinen Stiefel verloren
haben. Als die Einwohner Schwandorfs beim Eintritt in die Stadt über
das fehlende Beinkleid schmunzelten, soll ihnen der Fürst den
Stiefel im Wappen vermacht haben. Andere Erzählungen schicken den
Pfalzgrafen gar auf die Pirsch nach badenden Mädchen in der Naab,
wobei er wieder seines Stiefels verlustig ging und so der Stiefel
ins Wappen kam.
Wenn Schwandorfs slawische Vergangenheit
vorausgesetzt werden darf, dann wird auch der Stiefel im Wappen
plausibel: Ursprünglich handelte es sich nämlich um nichts anderes,
als um einen slawischen Schnürschuh, der heute noch im Volksmund als
"Zischpn" bekannt ist. Als Herzog Rudolf das Wappen mit dem Stiefel
verlieh, erinnerte er damit an nichts anderes, als die slawischen
Anfänge der Stadt. Weitere Kennzeichen im Schwandorfer Wappen sind
der Pfälzische Löwe und das Rautenmuster der Wittelsbacher. Damit
gleicht das Wappen bis auf den Stiefel dem der Stadt
Amberg. |
Das
Stadtsiegel von 1552 aus der Sammlung des
Hauptstaatsarchivs München
|
Zum Seitenanfang
Vom Markt zur Stadt |
Die günstige Lage Schwandorfs an der Kreuzung der
Naabachse und einer von Amberg kommenden und in die Further Senke
führenden Altstraße dürfte zu einer schnellen Entwicklung der
Ortschaft geführt haben, die schließlich im Jahre 1299 die
Privilegien einer "Bürgerlichen Rechtsgemeinde" erhielt. Bereits vor
1234 war Schwandorf mit dem Sitz eines herzoglichen Amtes
Verwaltungsmittelpunkt geworden, 1285 wird der Ort als "Markt"
bezeichnet. Der Bau einer Stadtbefestigung setzte das Stadtrecht
voraus. Die Hussitenkriege im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts
dürften die Errichtung einer Stadtmauer erzwungen haben und wenige
Jahre nachdem die Hussiten nach der Schlacht bei Hiltersried im
Jahre 1433 ihre entscheidende Niederlage erlitten hatten, erhielt
die Stadt Schwandorf das Stadtrecht. Eine Urkunde darüber ist leider
nicht erhalten, doch wird das Jahr 1451 als Jahr der Stadterhebung
angesehen. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg gehörte Schwandorf ab
1505 zum Herzogtum Pfalz-Neuburg.
|
|
Zum Seitenanfang
Schwandorf als kirchlicher
Mittelpunkt |
Wie bereits anfangs erwähnt, besaß das mächtige
Kloster von St. Emmeram in Regensburg in und um Schwandorf
umfangreiche Besitzungen. Im Jahre 1286 dürfte Schwandorf bereits
mit dem Sitz eines Dekans auch kirchlicher Mittelpunkt gewesen sein.
Um 1400 scheint mit dem Bau der heutigen Stadtpfarrkirche St. Jakob
begonnen worden zu sein. Ein Pfarrer, ein Gesellpriester, zwei
Kapläne, ein Frühmesser, ein Engelmeßkaplan, ein Vikar in Haselbach
und ein Vikar in Kronstetten gehörten zur personellen Ausstattung
der Pfarrei Schwandorf im Jahre 1423.
|
|
Nach dem Neuburger Edikt des Kurfürsten
Ottheinrich im Jahre 1542 wurde Schwandorf evangelisch und blieb es
bis zur Rekatholisierung durch Herzog Wolfgang Wilhelm im Jahre
1617. Die 1568 errichtete Salvatorkirche wurde beim Bombenangriff am
17. April 1945 schwer beschädigt ebenso wie das evangelische
Gotteshaus an der Bahnhofstraße, das fast vollständig zerstört
wurde.
Weit vor den Toren Schwandorfs lag früher der
Kreuzberg, der inzwischen mitten im Stadtgebiet liegt. Mit dem Bau
der Marienkirche auf dem Kreuzberg, die das Stadtbild überragt und
entscheidend mitprägt, war im Jahre 1679 begonnen worden. Das
Gnadenbild wurde schnell beliebt und ist heute noch ein
vielbesuchtes Wallfahrerziel.
Kein so langes Leben wie dem
Kreuzbergheiligtum war dem 1685 erbauten Kapuzinerkloster
beschieden: Es wurde 1802 mit der Säkularisation
aufgelöst. |
Zum Seitenanfang
Schwandorf in
Kriegszeiten |
Nach alter Überlieferung suchten im Jahre 1427
die Hussiten Schwandorf heim. Im Landshuter Erbfolgekrieg des Jahres
1504 soll ein Großteil der Stadt abgebrannt sein und während des
30jährigen Krieges nahm der Schwedengeneral Baner die Stadt ein.
1796 kam es im französisch-österreichischen Krieg zur Beschießung
der Stadt durch die französischen Truppen unter Jourdan.
Als
der 1. Weltkrieg bereits zu Ende war, kam es schließlich am
Aschermittwoch 1919 zu einer Explosion eines Pulvermagazins im
Bereich des heutigen Schützenheims: Eine Tote, etwa 50 Verletzte und
ein hoher Sachschaden waren die verheerenden Folgen. Die Ursache
wurde nie ganz aufgeklärt.
Schwandorfs schwerste Stunde
schlug während des 2. Weltkrieges, als am 17. April 1945 ein
britisch-kanadischer Bomberverband den Eisenbahnknotenpunkt
bombardierte.
|
|
Innerhalb von 15 Minuten ging eine Bombenlast von
633 Tonnen auf die Stadt hernieder. Das Bahnhofsviertel sowie das
Kreuzberg- und das Lindenviertel wurden weitgehend zerstört. Die
Zahl der identifizierten Toten wird mit etwa 1250 angegeben. Eine
genaue Zahl ließ sich nicht ermitteln, nachdem die Stadt kurz vor
dem Zusammenbruch des 3. Reiches voll von rückflutenden Soldaten,
Flüchtlingen und evakuierten KZ-Häftlingen war, die nirgends
registriert waren. Es steht sogar die Zahl von 2000 Opfern des
Angriffs im Raum. 70 Prozent der Gebäude wurden mehr oder weniger in
Mitleidenschaft gezogen, nur etwa 20 Prozent der Anwesen waren
unversehrt geblieben. Schwandorf zählte damit zu den am schwersten
vom Krieg gezeichneten Städten in Bayern. In beispielhafter
Aufbauarbeit wurde innerhalb von 10 Jahren ein Großteil der
zerstörten Gebäude wieder errichtet. Man sprach sogar von dem
"Wunder von Schwandorf". |
Zum Seitenanfang
Die Stadt im 19. und 20.
Jahrhundert |
Mit der Auflösung des Pfleggerichts verlor
Schwandorf eine wichtige Mittelpunktsfunktion, die ihr jedoch mit
dem Bau der Eisenbahn wieder zufiel: Am 12. Dezember 1859 wurde die
Ostbahnlinie Nürnberg - Schwandorf - Regensburg offiziell seiner
Bestimmung übergeben. Am 1. Oktober 1863 wurde die Strecke
Schwandorf - Weiden eröffnet, die schließlich 1865 bis Eger
verlängert wurde.
|
|
Mit der Strecke Schwandorf - Cham - Furth -
Pilsen - Prag, die im September 1861 durchgängig befahrbar war,
wurde Schwandorf zur Eisenbahndrehscheibe Nord/Süd - Ost/West und
blieb es bis heute, obwohl die Stadt leider nicht mehr als
"Eisenbahnerstadt" bezeichnet werden kann, wie es in früheren Zeiten
üblich war.
Mit der Eisenbahn begann die Industrialisierung
der Stadt, wobei das Löllsche Tonwerk im Jahre 1863 den Anfang
machte. Durch die Anstrengungen des Technikpioniers Oskar von Miller
bekam Schwandorf vor genau 100 Jahren, im Jahre 1895 als erste Stadt
der Oberpfalz elektrischen Strom. Ein weiterer Meilenstein bedeutete
die Errichtung des Bayernwerkes in Schwandorf-Dachelhofen im Jahre
1928, dem 1936 das Aluminiumwerk folgte.
Nachdem Schwandorf
1920 kreisfrei geworden war, blieb es die Stadt mit einer kurzen
Unterbrechung nach dem 2. Weltkrieg, bis zum Jahre 1972, als sie im
Zuge der Verwaltungsreform der Sitz des Landratsamtes des
neugegründeten Großlandkreises Schwandorf
wurde.
|
Zum Seitenanfang
Schwandorf heute |
Im Verlauf der letzten 25 Jahre hat Schwandorf
sein Gesicht stark gewandelt. Nachdem der Fernverkehr, der sich
früher mühsam über den Marktplatz und durch die
Friedrich-Ebert-Straße quälte, mit dem Bau der Autobahn und einer
Umgehungsstraße an der Stadt vorbei geleitet werden konnte, wurde
nach längerer Untersuchungs- und Planungsphase mit der Aufstellung
eines Bebauungsplans für den Bereich "Brauhausstraße" im Jahre 1979
mit der Stadtsanierung begonnen.
In der Zwischenzeit wurden
weitere Sanierungsgebiete ausgewiesen, die nach und nach realisiert
werden. Die Naabuferstraße entlastet inzwischen die Innenstadt, das
Hubmannwöhrl wurde zum Stadtpark. Drei Parkhäuser - "Naab"
(Ettmannsdorfer Straße), "Rathaus" (Böhmische Torgasse) und
"Bahnhof" (Bahnhofstraße) - mit über 1000 Stellplätzen wurden
errichtet, der Marktplatz umgestaltet und zum Teil
verkehrsberuhigt.
Mit der Umgestaltung im Bereich "Breite
Straße" und der Errichtung des Elisabethenheimes an der
Bahnhofstraße wurden neue städtebauliche Schwerpunkte gesetzt. In
den dadurch frei gewordenen Gebäuden des Altenheimes an der
Fronberger Straße, die mit einem neuen Zwischentrakt verbunden sind,
ist das neue Rathaus entstanden. Die künftige Nutzung des
ehemalige Geländes der Tonwarenfabrik im Kernstadtbereich beherrscht
augenblicklich und wohl auch in der nächsten Zeit die Diskussion im
Stadtrat.
Einiges wird sich noch im Stadtbild von Schwandorf
verändern, doch werden die Veränderungen lange nicht mehr so
gravierend sein, wie die Maßnahmen der letzten zwei
Jahrzehnte. |
Zum Seitenanfang
Copyright © 1998 Dipl. Bibl. (FH)
Alfred Wolfsteiner. Alle Rechte vorbehalten.
|