Balken PfeilStadtgeschichte

Pfeil sw Die Anfänge
Pfeil sw Der Name Schwandorf
Pfeil sw Schwandorfer Wappen
Pfeil sw Vom Markt zur Stadt
Pfeil sw Schwandorf als kirchlicher Mittelpunkt
Pfeil sw Schwandorf in Kriegszeiten
Pfeil sw Die Stadt im 19. und 20. Jahrhundert
Pfeil sw Schwandorf heute




Balken PfeilDie Anfänge

Ein Angelhaken aus der Bronzezeit (1300 bis 1100 v. Chr.) von fast 15 cm Länge, der im Kies der Naab gefunden wurde, und eine Streitaxt, gefunden bei Fronberg, belegen eine viele Jahrhunderte andauernde Siedlungstätigkeit im Schwandorfer Raum.

Der Fluß teilt sich hier in drei Arme und verliert dabei an Tiefe. Die Furt über die Naab scheint bereits in vorgeschichtlicher Zeit ihren Zweck als möglicher Übergang erfüllt zu haben und führte schließlich vor rund 1000 Jahren zu einer ersten festen Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Großen Kreisstadt Schwandorf.
Angelhaken alt
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Balken PfeilDer Name Schwandorf


In einer Urkunde des Klosters St. Emmeram in Regensburg erscheint "Suainicondorf" am Fluß "Naba" zum ersten Mal. Lange Zeit blieb der Name Schwandorfs ein Rätsel. Erst in jüngster Zeit hat Josef Salzl eine plausible Erklärung gefunden: Er bringt den Ortsnamen mit einer alten Slawensiedlung in Verbindung und deutet den Namen Schwandorf als "Burschendorf", im Gegensatz zu Mossendorf weiter Naababwärts, daß als slawisches Pendant "Männerdorf" heißt. Die heute eingemeindeten Ortschaften Krondorf und Kronstetten haben das slawische "Chranit" = "schützen" in ihrem Namen. Die Aufgabe der beiden Orte dürfte in früherer Zeit keine andere gewesen sein, als den Übergang über die Naab zu sichern.

Die slawische Landnahme hatte im Jahre 610 begonnen und der Naab entlang zog sich schließlich eine Reihe von Siedlungen dieser Volksgruppe. Ortsnamen wie Pfreimd, Trausnitz, Teublitz, Girnitz und im Schwandorfer Raum die Ortschaft Prissath weisen auf slawische Gründungen hin. Neueste archäologische Funde belegen eine weit intensivere slawische Besiedlung des Naabtales, als bisher angenommen wurde. Tatsache ist allerdings, daß die slawischen Volksgruppen schließlich bis zum Jahre 1000 von den aus dem Süden her vom Regensburger Raum über das Naabtal nordwärts vordringenden Bajuwaren aufgesogen wurden und ihre Kultur bis auf wenige sprachliche Überbleibsel übernommen wurde.
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Balken PfeilSchwandorfer Wappen


Ebenso wie der Name Schwandorfs blieb lange Zeit auch das Wappen der Stadt ein Rätsel und gab zu sagenhaften Deutungen Anlaß: Der Pfalzgraf Ruprecht soll bei einer Hirschjagd im Morast der Naab steckengeblieben sein und seinen Stiefel verloren haben. Als die Einwohner Schwandorfs beim Eintritt in die Stadt über das fehlende Beinkleid schmunzelten, soll ihnen der Fürst den Stiefel im Wappen vermacht haben. Andere Erzählungen schicken den Pfalzgrafen gar auf die Pirsch nach badenden Mädchen in der Naab, wobei er wieder seines Stiefels verlustig ging und so der Stiefel ins Wappen kam.

Wenn Schwandorfs slawische Vergangenheit vorausgesetzt werden darf, dann wird auch der Stiefel im Wappen plausibel: Ursprünglich handelte es sich nämlich um nichts anderes, als um einen slawischen Schnürschuh, der heute noch im Volksmund als "Zischpn" bekannt ist. Als Herzog Rudolf das Wappen mit dem Stiefel verlieh, erinnerte er damit an nichts anderes, als die slawischen Anfänge der Stadt. Weitere Kennzeichen im Schwandorfer Wappen sind der Pfälzische Löwe und das Rautenmuster der Wittelsbacher. Damit gleicht das Wappen bis auf den Stiefel dem der Stadt Amberg.

Wappen Schwandorf





Wappen Schwandorf Münze






Das Stadtsiegel von
1552 aus der Sammlung
des Hauptstaatsarchivs
München

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Balken PfeilVom Markt zur Stadt


Die günstige Lage Schwandorfs an der Kreuzung der Naabachse und einer von Amberg kommenden und in die Further Senke führenden Altstraße dürfte zu einer schnellen Entwicklung der Ortschaft geführt haben, die schließlich im Jahre 1299 die Privilegien einer "Bürgerlichen Rechtsgemeinde" erhielt. Bereits vor 1234 war Schwandorf mit dem Sitz eines herzoglichen Amtes Verwaltungsmittelpunkt geworden, 1285 wird der Ort als "Markt" bezeichnet. Der Bau einer Stadtbefestigung setzte das Stadtrecht voraus. Die Hussitenkriege im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts dürften die Errichtung einer Stadtmauer erzwungen haben und wenige Jahre nachdem die Hussiten nach der Schlacht bei Hiltersried im Jahre 1433 ihre entscheidende Niederlage erlitten hatten, erhielt die Stadt Schwandorf das Stadtrecht. Eine Urkunde darüber ist leider nicht erhalten, doch wird das Jahr 1451 als Jahr der Stadterhebung angesehen. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg gehörte Schwandorf ab 1505 zum Herzogtum Pfalz-Neuburg.


Schwandorf alte Ortsansicht


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Balken PfeilSchwandorf als kirchlicher Mittelpunkt


Wie bereits anfangs erwähnt, besaß das mächtige Kloster von St. Emmeram in Regensburg in und um Schwandorf umfangreiche Besitzungen. Im Jahre 1286 dürfte Schwandorf bereits mit dem Sitz eines Dekans auch kirchlicher Mittelpunkt gewesen sein. Um 1400 scheint mit dem Bau der heutigen Stadtpfarrkirche St. Jakob begonnen worden zu sein. Ein Pfarrer, ein Gesellpriester, zwei Kapläne, ein Frühmesser, ein Engelmeßkaplan, ein Vikar in Haselbach und ein Vikar in Kronstetten gehörten zur personellen Ausstattung der Pfarrei Schwandorf im Jahre 1423.

Wendelinplatz 1900


Nach dem Neuburger Edikt des Kurfürsten Ottheinrich im Jahre 1542 wurde Schwandorf evangelisch und blieb es bis zur Rekatholisierung durch Herzog Wolfgang Wilhelm im Jahre 1617. Die 1568 errichtete Salvatorkirche wurde beim Bombenangriff am 17. April 1945 schwer beschädigt ebenso wie das evangelische Gotteshaus an der Bahnhofstraße, das fast vollständig zerstört wurde.

Weit vor den Toren Schwandorfs lag früher der Kreuzberg, der inzwischen mitten im Stadtgebiet liegt. Mit dem Bau der Marienkirche auf dem Kreuzberg, die das Stadtbild überragt und entscheidend mitprägt, war im Jahre 1679 begonnen worden. Das Gnadenbild wurde schnell beliebt und ist heute noch ein vielbesuchtes Wallfahrerziel.

Kein so langes Leben wie dem Kreuzbergheiligtum war dem 1685 erbauten Kapuzinerkloster beschieden: Es wurde 1802 mit der Säkularisation aufgelöst.
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Balken PfeilSchwandorf in Kriegszeiten


Nach alter Überlieferung suchten im Jahre 1427 die Hussiten Schwandorf heim. Im Landshuter Erbfolgekrieg des Jahres 1504 soll ein Großteil der Stadt abgebrannt sein und während des 30jährigen Krieges nahm der Schwedengeneral Baner die Stadt ein. 1796 kam es im französisch-österreichischen Krieg zur Beschießung der Stadt durch die französischen Truppen unter Jourdan.

Als der 1. Weltkrieg bereits zu Ende war, kam es schließlich am Aschermittwoch 1919 zu einer Explosion eines Pulvermagazins im Bereich des heutigen Schützenheims: Eine Tote, etwa 50 Verletzte und ein hoher Sachschaden waren die verheerenden Folgen. Die Ursache wurde nie ganz aufgeklärt.

Schwandorfs schwerste Stunde schlug während des 2. Weltkrieges, als am 17. April 1945 ein britisch-kanadischer Bomberverband den Eisenbahnknotenpunkt bombardierte.

Schwandorf Kriegsz...


Innerhalb von 15 Minuten ging eine Bombenlast von 633 Tonnen auf die Stadt hernieder. Das Bahnhofsviertel sowie das Kreuzberg- und das Lindenviertel wurden weitgehend zerstört. Die Zahl der identifizierten Toten wird mit etwa 1250 angegeben. Eine genaue Zahl ließ sich nicht ermitteln, nachdem die Stadt kurz vor dem Zusammenbruch des 3. Reiches voll von rückflutenden Soldaten, Flüchtlingen und evakuierten KZ-Häftlingen war, die nirgends registriert waren. Es steht sogar die Zahl von 2000 Opfern des Angriffs im Raum. 70 Prozent der Gebäude wurden mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen, nur etwa 20 Prozent der Anwesen waren unversehrt geblieben. Schwandorf zählte damit zu den am schwersten vom Krieg gezeichneten Städten in Bayern. In beispielhafter Aufbauarbeit wurde innerhalb von 10 Jahren ein Großteil der zerstörten Gebäude wieder errichtet. Man sprach sogar von dem "Wunder von Schwandorf".
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Balken PfeilDie Stadt im 19. und 20. Jahrhundert


Mit der Auflösung des Pfleggerichts verlor Schwandorf eine wichtige Mittelpunktsfunktion, die ihr jedoch mit dem Bau der Eisenbahn wieder zufiel: Am 12. Dezember 1859 wurde die Ostbahnlinie Nürnberg - Schwandorf - Regensburg offiziell seiner Bestimmung übergeben. Am 1. Oktober 1863 wurde die Strecke Schwandorf - Weiden eröffnet, die schließlich 1865 bis Eger verlängert wurde.


Bahnhof um 1910


Mit der Strecke Schwandorf - Cham - Furth - Pilsen - Prag, die im September 1861 durchgängig befahrbar war, wurde Schwandorf zur Eisenbahndrehscheibe Nord/Süd - Ost/West und blieb es bis heute, obwohl die Stadt leider nicht mehr als "Eisenbahnerstadt" bezeichnet werden kann, wie es in früheren Zeiten üblich war.

Mit der Eisenbahn begann die Industrialisierung der Stadt, wobei das Löllsche Tonwerk im Jahre 1863 den Anfang machte. Durch die Anstrengungen des Technikpioniers Oskar von Miller bekam Schwandorf vor genau 100 Jahren, im Jahre 1895 als erste Stadt der Oberpfalz elektrischen Strom. Ein weiterer Meilenstein bedeutete die Errichtung des Bayernwerkes in Schwandorf-Dachelhofen im Jahre 1928, dem 1936 das Aluminiumwerk folgte.

Nachdem Schwandorf 1920 kreisfrei geworden war, blieb es die Stadt mit einer kurzen Unterbrechung nach dem 2. Weltkrieg, bis zum Jahre 1972, als sie im Zuge der Verwaltungsreform der Sitz des Landratsamtes des neugegründeten Großlandkreises Schwandorf wurde.
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Balken PfeilSchwandorf heute


Im Verlauf der letzten 25 Jahre hat Schwandorf sein Gesicht stark gewandelt. Nachdem der Fernverkehr, der sich früher mühsam über den Marktplatz und durch die Friedrich-Ebert-Straße quälte, mit dem Bau der Autobahn und einer Umgehungsstraße an der Stadt vorbei geleitet werden konnte, wurde nach längerer Untersuchungs- und Planungsphase mit der Aufstellung eines Bebauungsplans für den Bereich "Brauhausstraße" im Jahre 1979 mit der Stadtsanierung begonnen.

In der Zwischenzeit wurden weitere Sanierungsgebiete ausgewiesen, die nach und nach realisiert werden. Die Naabuferstraße entlastet inzwischen die Innenstadt, das Hubmannwöhrl wurde zum Stadtpark. Drei Parkhäuser - "Naab" (Ettmannsdorfer Straße), "Rathaus" (Böhmische Torgasse) und "Bahnhof" (Bahnhofstraße) - mit über 1000 Stellplätzen wurden errichtet, der Marktplatz umgestaltet und zum Teil verkehrsberuhigt.

Mit der Umgestaltung im Bereich "Breite Straße" und der Errichtung des Elisabethenheimes an der Bahnhofstraße wurden neue städtebauliche Schwerpunkte gesetzt. In den dadurch frei gewordenen Gebäuden des Altenheimes an der Fronberger Straße, die mit einem neuen Zwischentrakt verbunden sind, ist das neue Rathaus entstanden. Die künftige Nutzung des ehemalige Geländes der Tonwarenfabrik im Kernstadtbereich beherrscht augenblicklich und wohl auch in der nächsten Zeit die Diskussion im Stadtrat.

Einiges wird sich noch im Stadtbild von Schwandorf verändern, doch werden die Veränderungen lange nicht mehr so gravierend sein, wie die Maßnahmen der letzten zwei Jahrzehnte.
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