Langstreckenbundestrainer
Detlef Uhlemann äußert sich im Vorfeld der Straßen-DM
Regensburg,
02. September 2006 (orv) - Anlässlich der Deutschen
Straßenlaufmeisterschaften über 10 km im Regensburger
Gewerbepark am nächsten Sonntag wollte Organisationsleiter
Kurt Ring von Langstrecken-Bundestrainer Detlef Uhlemann
einiges zur Meisterschaft im Speziellen und einiges zum
deutschen Langstreckenlauf im Allgemeinen wissen. Er erwischte
ihn telefonisch beim ISTAF in Berlin. Hier der Inhalt des
Gespräches.
Ring: Zunächst einmal Gratulation zur Wiederauferstehung
des deutschen Laufs mit zwei Europameistern in Göteborg
...
Uhlemann: Eigentlich müsste ich nach diesen Erfolgen
aufhören, hoffe aber den Schwung mit ins Weltmeisterschaftsjahr
mitnehmen zu können. Auf Regensburg freue ich mich
trotzdem noch, werde natürlich vor Ort sein und bin
überzeugt, dass es gute Meisterschaften werden.
Auffallend beim diesjährigen Meldeergebnis für
die 10 km Straßenlaufmeisterschaften ist die starke
Präsenz der deutschen Frauenspitze. Eigentlich fehlt
nur Sabrina Mockenhaupt. Haben Sie für das fast geschlossene
Antreten eine plausible Erklärung?
Die haben ganz einfach noch einiges drauf und so kommt
es mehr oder weniger zufällig zu einer so großen
Anzahl von Spitzenläuferinnen. Das ist gut für
die Meisterschaften und auch gut für die Szene.
Bei den Männern ist alles anders. Dort könnte
sich mit Stefan Koch sogar ein Junior als neuer Meister
herausschälen. Gibt es Gründe, warum beim starken
Geschlecht so viele der erweiterten Spitze fehlen?
Da sollte man aber die alten Haudegen um Carsten Eich nicht
vergessen. Besonders der Düsseldorfer sollte an einem
guten Tag nicht zu schlagen sein. Genauso wie bei den Damen
ist hier eben die Abwesenheit einiger Stars Zufall. Jan
Fitschen, unser 10.000 m Europameister, hat ganz einfach
andere interessante Startgelegenheiten bekommen. Nach seinem
5000 m Rennen beim ISTAF in Berlin, hätte er sogar
beim World Athletics Finale in Stuttgart eine wildcard erhalten,
zieht es aber angesichts der Tatsache vor, dass er für
die Europaauswahl eine Woche später in Athen erneut
ran muss, in der schwäbischen Metropole nicht zu starten.
2006 sollten die letzten Meisterschaften auf dieser
Strecke auf der Straße stattfinden. Der Verbandsrat
hat aber dann doch wieder anders entschieden. 2007 wird
es die DM 10 km Straße nun also wieder geben. Nachdem
durch Ihr Einwirken die Halbmarathonmeisterschaften nun
im September und nicht mehr im Frühjahr stattfinden
werden, zudem die Deutschen Marathonmeisterschaften Anfang
bis Mitte Oktober, spricht doch eigentlich nichts gegen
einen schnellen Straßen-10er in einem vernünftigen
Zeitabstand zum Halbmarathon und zum Marathon, etwa um die
selbe Zeit wie in diesem Jahr?
Da bin ich grundsätzlich der gleichen Meinung, möchte
dies aber nicht thematisieren, weil die Entscheidungen sowieso
andere treffen. Die werden sich sicher die richtigen Gedanken
machen, auch wenn der die nächstjährigen 10 km-Meisterschaften
auf der Straße zunächst noch im April terminiert
sind.
Zum Abschluss noch eine Frage zur Zukunft. Was erwarten
Sie von den deutschen Langstreckler/Innen im Weltmeisterschaftsjahr
2007?
Ein Weltmeisterschaftsjahr ist wieder ganz was anderes.
Nachdem wir uns den WM-Normen in diesem Jahr schon genähert
haben, muss das Ziel einiger deutscher Läufer ganz
einfach die Teilnahme bei der WM sein. Bei den Frauen wird
sicher wieder eine komplette Marathonmannschaft am Start
sein, weil zugleich in Osaka der Weltcup in der Teamwertung
entschieden wird. Bei den Männern wär's schon,
wenn man sich auf der länsten olympischen Distanz ebenfalls
qualifizieren könnte. Eine kleine Aufweichung der national
geforderten Norm wäre da sehr hilfreich. Man hat ja
im Vorfeld von Göteborg gesehen, wie motivierend die
Tatsache sein kann, dass Normen plötzlich im Bereich
des Möglichen liegen. Ich würde das jedenfalls
begrüßen.
|